Achtung, SPAM!

Hier klicken, Millionär werden… Ein Hamburger Klangkünstler macht aus Trash-Mails ein Hörbuch

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„Da ist eine russische Frau namens Katja. Sie ist völlig allein, träumt von einem “richtigen Mann für Liebesbeziehungen”. Und sie schreibt aus lauter Verzweiflung eine Mail. “Ich werde die selbe Minute Ihren Brief antworten”, verspricht sie. Mit Fotos für den „besseren Einblick“. In einer anderen Mail entschuldigt sich jemand aufrichtig. Und er hat einen Link mitgeschickt. “Klicken Sie hier!”, fordert der Absender auf.

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Dann wieder schreibt ein Finanzinstitut: “Unsere Bank hat eine Generalüberholung … Bitte laden Sie den Anhang …” Noch viel abenteuerlicher klingt der Inhalt einer Mail mit dem Betreff “Arbeit Zu Vergeben”. Darin wird ein “gefährlicher Job” angeboten. Der Verfasser betont: “Die, welche Mut und Nerven genug haben, diese Arbeit anzunehmen, werden in circa einem halben Jahr zu wohlhabenden Menschen und kriegen mit, dass Geld nicht alles ist.” Klingt logisch – und nach Spam.

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Anders Lang, der eigentlich anders heißt, beschäftigt sich schon seit Längerem mit dieser Art von Mails: “Millionenfach wird dieser Dreck verschickt – und irgendjemand fällt immer auf die Tricks herein.” Seit acht, neun Jahren sammelt er die Spam-Post, die einerseits immer raffinierter wird, andererseits dank billiger Übersetzungsmaschinen oft von Fehlern strotzt. So scheint es in der Welt des Spams kein “ü” zu geben. “Umso mehr freue ich mich immer über ein ‘Herzlichen Gluckwunsch’!”, lacht Lang.

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Diese holpernden und sinnlosen Sätze, die verrückten und kruden Geschichten, das alles ist für Lang fast schon so etwas wie Lyrik. Und deshalb hat er, der in seinem Leben außerhalb des Spams Sounddesigner ist, die gesammelten Perlen aus den letzten Jahren zu einem Hörbuch vertont. In 26 Tracks erweckt er die Spam-Texte unredigiert und unzensiert zum Leben. Das ist teilweise so witzig und charmant gemacht, dass man aufpassen muss, bei der nächsten Spam-Mail nicht doch auf „Klicken Sie hier!“ reinzufallen …“

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SZENE HAMBURG / Julia Braune

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Ich die sehr einsame Frau, ich habe etwas Freundinnen, aber ich habe den geliebten Menschen nicht. Ich versuchte nach dem Mann in Russland zu suchen, aber alle Manner wollen nur die Unterhaltungen.“ Jeder kennt sie, die lästigen Spam-Mails. Und vielleicht war der eine oder andere auch schon mal entzückt von der kreativen Formulierung einer Betreffzeile oder gerührt vom Inhalt einer solchen Mail. Anders Lang hat seine Werbe- und Phishingmails gesammelt und die Perlen auf  dem Hörspiel „Spam!“ vertont.

Darüber haben wir uns diesen Monat  besonders amüsiert!

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hamburg:pur / Alessa Pieroth

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Mit Spam auf der Suche nach dem "großen Gluck"

Anders Lang hat aus unerwünschten E-Mails ein Hörspiel gemacht

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Keiner mag sie, jeder bekommt sie: Spam-E-Mails kosten oft Zeit und Nerven. Der Sounddesigner Anders Lang hat aus der Not eine Tugend und sich einen Spaß gemacht: Er hat die absurdesten Texte gesammelt und als Hörspiel in 26. Akten vertont.

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Mit "Lieber Freund" beginnt es oft und der Vermutung, "dass diese E-Mail eine Überraschung" sein wird. Ein Mitarbeiter einer Bank im fernen Südafrika möchte eine Verabredung treffen. Denn er hat ein Konto entdeckt, das nicht "in Anspruch" genommen wurde und es wäre doch schade, das liebe Geld dort schlummern zu lassen. Ein Spam-Klassiker.

"Aller ist moglich"

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Oder die Suche nach dem "großen Gluck" (sic!). Halina, die "sehr einsame Frau" aus Riga sucht es ohne Umlaute per E-Mail, denn "in unserer Welt moglich vieles. Aller ist moglich". Ein Brief würde sie "glucklich" machen, sie wäre "obligatorisch".

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Fakultativ war bisher, den Inhalt dieser Post zu lesen. Nun kann man die unerwünschten, betrügerischen E-Mails getrost dem digitalen Nirwana des Spamfilters überlassen - und sich das Drama vortragen lassen. 

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DerStandard.at

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„Ich bin erschuttert. Halina betrugt mich mit anderen Mannern.“

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„Was redet ihr da über Halina? Wir werden bald heiraten, nachdem ich die lebenswichtige Augenoperation für ihren kleinen Bruder finanziert habe.“

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„Also über viele Spam Mails muss ich lachen.

Den John aus Nigeria finde ich besonders super. Wie der sich um mich und mein Geld kümmert…“